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Das bucklige Mädchen - Gerhard Schöne
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Das bucklige Mädchen Gerhard Schöne

Das bucklige Mädchen - Gerhard Schöne
In der holprigen Straße, im hölzernen Haus
Da wohnte ein Mädchen, das trat kaum heraus
Sie lebte allein und sprach nur mit Gott
Mit ihr trieben Kinder oft Spott
Sie war klein und zierlich und ging etwas krumm
Denn sie trug unterm Jäckchen 'nen Buckel herum
Manchmal warfen Jungs nach ihr Steine und Dreck
Und kreischten: "Ey, Hexe, geh weg!"

Vielleicht war sie siebzig, vielleicht war sie zehn
Sie war halt ein Kind, das viel Leid hat gesehen
Sie huschte zur Kirche und wieder nach Haus
Sah bitter und müde meist aus
Einmal als sie heim kam, da fand sie entsetzt
Im Schnee einen Raben, die Flügel verletzt
Und neben dem Tier einen kantigen Stein
Schnell trug sie den Raben hinein

Sie zog ihre wollene Strickjacke aus
Und machte dem Raben ein Bettchen daraus
Sie tränkte ein Löckchen in Heilkräutersud
Wie tat das dem kranken Tier gut
Sie pflegte den Raben, sang leis' in sein Ohr
Mal Schlaflieder, manchmal ein Weihnachtslied vor
Und lachte, denn immer beim "Halleluja"
Sang er ein zufriedenes "Kraah!"
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