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Alles nur Schein - Hannes Wader
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Alles nur Schein Hannes Wader

Alles nur Schein - Hannes Wader
Ganz von wildem Wein überwachsen liegt
Dort der Brunnen im Schatten der mächtigen Linde
Wohl schon seit germanischen Zeiten wiegt
Sie sommers ihren grünen Wipfel im Winde
Verwunschen, wie von guten Geistern bewacht
Atmet der Ort einen so tiefen Frieden
Fern von Unglück und Not, so als hätte die Macht
Des Bösеn diesen Hof von jehеr gemieden
Heitere Stille, nur der leise Gesang
Des Baches unter den Erlen, sie säumen
Seinen Lauf am Fuße der Hügel entlang
Hier leben, so wohnen, davon kann man nur träumen

Nein, nein, nein
Nichts hier ist das, was es vorgibt zu sein
Fall nicht drauf rein
Alles nur Schein, Schein, Schein

Damals wurden hier Russen, so wird es erzählt
Im Krieg von dem Bauern mit Peitschenhieben
Und Fusstritten bis aufs Blut gequält
Zur Zwangsarbeit auf die Äcker getrieben
Die Gefangenen haben ihn dann umgebracht
Ihm zuvor noch Jauche in den Schlund gegossen
Ihn dann in den Brunnen geworfen, den Schacht
Mit Schweinemist aufgefüllt und verschlossen
In dem Brunnen liegt, unbeweint und verflucht
Tief unten der Bauer, für immer verschwunden
Man hat später gar nicht erst nach ihm gesucht
Hätte ihn wohl auch nicht gern wiedergefunden
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