Dritter Auftritt.
Leonore allein.
Wie jammert mich das edle, schöne Herz! Welch traurig Loos, das ihrer Hoheit fällt! Ach sie verliert – und denkst du zu gewinnen? Ist's denn so nöthig, daß er sich entfernt? Machst du es nöthig, um allein für dich Das Herz und die Talente zu besitzen, Die du bisher mit einer andern theilst Und ungleich theilst? Ist's redlich so zu handeln? Bist du nicht reich genug? Was fehlt dir noch? Gemahl und Sohn und Güter, Rang und Schönheit, Das hast du alles, und du willst noch ihn Zu diesem allen haben? Liebst du ihn? Was ist es sonst, warum du ihn nicht mehr Entbehren magst? Du darfst es dir gestehn. Wie reitzend ist's, in seinem schönen Geiste Sich selber zu bespiegeln! Wird ein Glück Nicht doppelt groß und herrlich, wenn sein Lied Uns wie auf Himmels-Wolken trägt und hebt? Dann bist du erst beneidenswerth! Du bist, Du hast das nicht allein, was viele wünschen, Es weiß, es kennt auch jeder, was du hast! Dich nennt dein Vaterland und sieht auf dich, Das ist der höchste Gipfel jedes Glücks. Ist Laura denn allein der Name, der Von allen zarten Lippen klingen soll? Und hatte nur Petrarch allein das Recht, Die unbekannte Schöne zu vergöttern? Wo ist ein Mann, der meinem Freunde sich Vergleichen darf? Wie ihn die Welt verehrt, So wird die Nachwelt ihn verehrend nennen. Wie herrlich ist's, im Glanze dieses Lebens Ihn an der Seite haben! so mit ihm Der Zukunft sich mit leichtem Schritte nahn! Alsdann vermag die Zeit, das Alter nichts Auf dich, und nichts der freche Ruf. Der hin und her des Beyfalls Woge treibt: Das was vergänglich ist, bewahrt sein Lied. Du bist noch schön, noch glücklich, wenn schon lange Der Kreis der Dinge dich mit fortgerissen. Du mußt ihn haben, und ihr nimmst du nichts: Denn ihre Neigung zu dem werthen Manne Ist ihren andern Leidenschaften gleich. Sie leuchten, wie der stille Schein des Monds Dem Wandrer spärlich auf dem Pfad zu Nacht; Sie wärmen nicht, und gießen keine Lust Noch Lebensfreud' umher. Sie wird sich freuen, Wenn sie ihn fern, wenn sie ihn glücklich weiß, Wie sie genoß, wenn sie ihn täglich sah. Und dann, ich will mit meinem Freunde nicht Von ihr und diesem Hofe mich verbannen; Ich komme wieder, und ich bring' ihn wieder. So soll es seyn! – Hier kommt der rauhe Freund; Wir wollen sehn, ob wir ihn zähmen können.
Vierter Auftritt.
Leonore. Antonio.
Leonore.
Du bringst uns Krieg statt Frieden; scheint es doch, Du kommst ans einem Lager, einer Schlacht, Wo die Gewalt regiert, die Faust entscheidet, Und nicht von Rom, wo feierliche Klugheit Die Hände segnend hebt, und eine Welt Zu ihren Füßen sieht, die gern gehorcht.
Antonio.
Ich muß den Tadel, schöne Freundinn, dulden, Doch die Entschuld'gung liegt nicht weit davon. Es ist gefährlich, wenn man allzu lang' Sich klug und mäßig zeigen muß. Es lauert Der böse Lyrxo dir an der Seite, Und will gewaltsam auch von Zeit zu Zeit Ein Opfer haben. Leider hab' ich's dießmal Auf meiner Freunde Kosten ihm gebracht.
Leonore.
Du hast um fremde Menschen dich so lang' Bemüht und dich nach ihrem Sinn gerichtet: Nun, da du deine Freunde wieder siehst, Verkennst du sie, und rechtest wie mit Fremden.
Antonio.
Da liegt, geliebte Freundinn, die Gefahr! Mit fremden Menschen nimmt man sich zusammen, Da merkt man auf, da sucht man seinen Zweck In ihrer Gunst, damit sie nutzen sollen. Allein bey Freunden läßt man frey sich gehn, Man ruht in ihrer Liebe, man erlaubt Sich eine Laune, ungezähmter wirkt Die Leidenschaft, und so verletzen wir Am ersten die, die wir am zärtsten lieben.
Leonore.
In dieser ruhigen Betrachtung find' ich dich Schon ganz, mein theurer Freund, mit Freuden wieder.
Antonio.
Ja, mich verdrießt – und ich bekenn' es gern – Daß ich mich heut so ohne Maß verlor. Allein gestehe, wenn ein wackrer Mann Mit heißer Stirn von saurer Arbeit kommt, Und spät am Abend in ersehnten Schatten Zu neuer Mühe auszuruhen denkt, Und findet dann von einem Müßiggänger Den Schatten breit besessen, soll er nicht Auch etwas menschlich's in dem Busen fühlen?
Leonore allein.
Wie jammert mich das edle, schöne Herz! Welch traurig Loos, das ihrer Hoheit fällt! Ach sie verliert – und denkst du zu gewinnen? Ist's denn so nöthig, daß er sich entfernt? Machst du es nöthig, um allein für dich Das Herz und die Talente zu besitzen, Die du bisher mit einer andern theilst Und ungleich theilst? Ist's redlich so zu handeln? Bist du nicht reich genug? Was fehlt dir noch? Gemahl und Sohn und Güter, Rang und Schönheit, Das hast du alles, und du willst noch ihn Zu diesem allen haben? Liebst du ihn? Was ist es sonst, warum du ihn nicht mehr Entbehren magst? Du darfst es dir gestehn. Wie reitzend ist's, in seinem schönen Geiste Sich selber zu bespiegeln! Wird ein Glück Nicht doppelt groß und herrlich, wenn sein Lied Uns wie auf Himmels-Wolken trägt und hebt? Dann bist du erst beneidenswerth! Du bist, Du hast das nicht allein, was viele wünschen, Es weiß, es kennt auch jeder, was du hast! Dich nennt dein Vaterland und sieht auf dich, Das ist der höchste Gipfel jedes Glücks. Ist Laura denn allein der Name, der Von allen zarten Lippen klingen soll? Und hatte nur Petrarch allein das Recht, Die unbekannte Schöne zu vergöttern? Wo ist ein Mann, der meinem Freunde sich Vergleichen darf? Wie ihn die Welt verehrt, So wird die Nachwelt ihn verehrend nennen. Wie herrlich ist's, im Glanze dieses Lebens Ihn an der Seite haben! so mit ihm Der Zukunft sich mit leichtem Schritte nahn! Alsdann vermag die Zeit, das Alter nichts Auf dich, und nichts der freche Ruf. Der hin und her des Beyfalls Woge treibt: Das was vergänglich ist, bewahrt sein Lied. Du bist noch schön, noch glücklich, wenn schon lange Der Kreis der Dinge dich mit fortgerissen. Du mußt ihn haben, und ihr nimmst du nichts: Denn ihre Neigung zu dem werthen Manne Ist ihren andern Leidenschaften gleich. Sie leuchten, wie der stille Schein des Monds Dem Wandrer spärlich auf dem Pfad zu Nacht; Sie wärmen nicht, und gießen keine Lust Noch Lebensfreud' umher. Sie wird sich freuen, Wenn sie ihn fern, wenn sie ihn glücklich weiß, Wie sie genoß, wenn sie ihn täglich sah. Und dann, ich will mit meinem Freunde nicht Von ihr und diesem Hofe mich verbannen; Ich komme wieder, und ich bring' ihn wieder. So soll es seyn! – Hier kommt der rauhe Freund; Wir wollen sehn, ob wir ihn zähmen können.
Vierter Auftritt.
Leonore. Antonio.
Leonore.
Du bringst uns Krieg statt Frieden; scheint es doch, Du kommst ans einem Lager, einer Schlacht, Wo die Gewalt regiert, die Faust entscheidet, Und nicht von Rom, wo feierliche Klugheit Die Hände segnend hebt, und eine Welt Zu ihren Füßen sieht, die gern gehorcht.
Antonio.
Ich muß den Tadel, schöne Freundinn, dulden, Doch die Entschuld'gung liegt nicht weit davon. Es ist gefährlich, wenn man allzu lang' Sich klug und mäßig zeigen muß. Es lauert Der böse Lyrxo dir an der Seite, Und will gewaltsam auch von Zeit zu Zeit Ein Opfer haben. Leider hab' ich's dießmal Auf meiner Freunde Kosten ihm gebracht.
Leonore.
Du hast um fremde Menschen dich so lang' Bemüht und dich nach ihrem Sinn gerichtet: Nun, da du deine Freunde wieder siehst, Verkennst du sie, und rechtest wie mit Fremden.
Antonio.
Da liegt, geliebte Freundinn, die Gefahr! Mit fremden Menschen nimmt man sich zusammen, Da merkt man auf, da sucht man seinen Zweck In ihrer Gunst, damit sie nutzen sollen. Allein bey Freunden läßt man frey sich gehn, Man ruht in ihrer Liebe, man erlaubt Sich eine Laune, ungezähmter wirkt Die Leidenschaft, und so verletzen wir Am ersten die, die wir am zärtsten lieben.
Leonore.
In dieser ruhigen Betrachtung find' ich dich Schon ganz, mein theurer Freund, mit Freuden wieder.
Antonio.
Ja, mich verdrießt – und ich bekenn' es gern – Daß ich mich heut so ohne Maß verlor. Allein gestehe, wenn ein wackrer Mann Mit heißer Stirn von saurer Arbeit kommt, Und spät am Abend in ersehnten Schatten Zu neuer Mühe auszuruhen denkt, Und findet dann von einem Müßiggänger Den Schatten breit besessen, soll er nicht Auch etwas menschlich's in dem Busen fühlen?
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