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Weißt du noch, Etienne? - Reinhard Mey
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Weißt du noch, Etienne? Reinhard Mey

Weißt du noch, Etienne? - Reinhard Mey
Weißt du noch, Etienne
Wie ich in deinem Zimmer stand
Den winz'gen Koffer in der Hand
Der meine ganze Habe barg, mit einem Gürtel meines Vaters zugezurrt?
Unter der schäb'gen Pappehaut
Hatt' ich meine Kleider verstaut
All meine Schätze, mein Zuhaus'. Ich stellte ihn auf's Bett und öffnete den Gurt
Etienne, ich war vor Heimweh krank
Und als das Kofferschloss aufsprang
Sprang auch der Ring um meine Kehle, und die Tränen schossen heiß mir ins Gesicht
Der Junge aus dem ander'n Land
Der meine Sprache kaum verstand
Half mir beim Auspacken und lächelte und tat, als merkte er mein Weinen nicht
Etienne, was wäre, wenn...?
Etienne, was wäre, wenn...?

Weißt du noch, Etienne
Wie streunten wir um euer Dorf
Die Nägel schwarz, die Knie voll Schorf
Ich mehr dein Bruder als ein Gast, für eine Weile nur in deinem Elternhaus
Und alles, was verboten war
Alles, was Ärger brachte, klar
War unser Ding, mit jeder Strafe mehr wuchsen wir erst recht über uns hinaus
Nein, Strafen kümmerten uns nie
Uns kümmerten nur die Zizis
Die wir verglichen im Gebüsch neben der Schleuse hinter dem verfall'nen Haus
Und für vier Kaugummis, ein Bier
Zwei Zigaretten ließen wir
Schon mal die Dorfjugend zuseh'n und ernteten ungläub'ges Staunen und Applaus
Etienne, was wäre, wenn...?
Etienne, was wäre, wenn...?
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