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Unser Berlin - Julia Engelmann
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Unser Berlin Julia Engelmann

Unser Berlin - Julia Engelmann
Und auf deine Frage, ob ich mich denn noch erinnern kann,
könnt ich jetzt
1. sagen, dass es gar nichts Echtes war.
2. einfach lächeln, so als ob mich nichts verletzten kann.
Doch am besten
3. tun, als ob ich dich vergessen habe.

Doch ich fahr durch die Stadt. Riech die Luft nach Benzin.
An egal welchem Platz, seh ich unser...
Auf dem Rad, in der Bahn, mit dem Bus zum Termin, jede Nacht, jeden Tag sehe ich hundertmal unser Berlin.

Dort aßen wir Oliven. Da Koreanisch.
Hier hast du mir geschrieben "Danke, dass du da bist".
Dort saßen wir auf dem Dach. Da haben wir uns Kunst gegeben.
Hier haben wir nachts und auf den Treppen über uns geredet.
Dort haben wir getanzt und da mal Tee verkippt.
Hier nahmst du meine Hand dann hast du mich geküsst.
Dort ich noch zur Tür gebracht und ja, ab da hab ich gewusst, dass ich hier nichts dafür kann und mich ausversehen verlieben muss.
Für eine Weile schienen wir immer jung zu bleiben.
Waren nie mehr einsam, allerhöchstens mal alleine.
Konnten beweisen, dass 1+1=1.
Zusammen mehr als die Summe unserer Teile.

Doch nicht jede kleine Knospe schafft die Überwinterung.
Jetzt sind wir einzeln.
Teilen nur noch die Erinnerung.
Und auf jede Mittagssonne folgt auch mal die Dämmerung.
Nichts ist so sicher, wie die ständige Veränderung.
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