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Wilhelm Meisters Wanderjahre - Kapitel 42 - Johann Wolfgang von Goethe
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Wilhelm Meisters Wanderjahre - Kapitel 42 Johann Wolfgang von Goethe

Wilhelm Meisters Wanderjahre - Kapitel 42 - Johann Wolfgang von Goethe
    Wahrheitsliebe zeigt sich darin, daß man überall das Gute zu finden und zu schätzen weiß.

    Ein historisches Menschengefühl heißt ein dergestalt gebildetes, daß es bei Schätzung gleichzeitiger Verdienste und Verdienstlichkeiten auch die Vergangenheit mit in Anschlag bringt.

    Das Beste, was wir von der Geschichte haben, ist der Enthusiasmus, den sie erregt.

    Eigentümlichkeit ruft Eigentümlichkeit hervor.

    Man muß bedenken, daß unter den Menschen gar viele sind, die doch auch etwas Bedeutendes sagen wollen, ohne produktiv zu sein, und da kommen die wunderlichsten Dinge an den Tag.

    Tief und ernstlich denkende Menschen haben gegen das Publikum einen bösen Stand.

    Wenn ich die Meinung eines andern anhören soll, so muß sie positiv ausgesprochen werden; Problematisches hab' ich in mir selbst genug.

    Der Aberglaube gehört zum Wesen des Menschen und flüchtet sich, wenn man ihn ganz und gar zu verdrängen denkt, in die wunderlichsten Ecken und Winkel, von wo er auf einmal, wenn er einigermaßen sicher zu sein glaubt, wieder hervortritt.

    Wir würden gar vieles besser kennen, wenn wir es nicht zu genau erkennen wollten. Wird uns doch ein Gegenstand unter einem Winkel von fünfundvierzig Graden erst faßlich.

    Mikroskope und Fernröhre verwirren eigentlich den reinen Menschensinn.

    Ich schweige zu vielem still, denn ich mag die Menschen nicht irremachen und bin wohl zufrieden, wenn sie sich freuen da wo ich mich ärgere.

    Alles, was unsern Geist befreit, ohne uns die Herrschaft über uns selbst zu geben, ist verderblich.

    Das Was des Kunstwerks interessiert die Menschen mehr als das Wie; jenes können sie einzeln ergreifen, dieses im ganzen nicht fassen. Daher kommt das Herausheben von Stellen, wobei zuletzt, wenn man wohl aufmerkt, die Wirkung der Totalität auch nicht ausbleibt, aber jedem unbewußt.
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