Junges Unglück Julia Engelmann

Wir sind zusammen nie allein
und wenn wir beide älter sind,
dann werden wir zwei besser sein,
als es unsere Eltern sind.
Das haben wir gesagt.
Und jetzt sieh uns beide an,
wir sind eine unglückliche Frau
und ein unglücklicher Mann.

Sag mir, warum sagst du nichts?
Weil du mich nicht leiden kannst?
Für mich hört sich dein Schweigen
mittlerweile so wie Schreien an.
Sag mir, warum tust du nichts?
Bin ich dir nicht genug?
Denn auch jedes "Wie geht's dir?"
klingt für mich wie ein "Lass mich in Ruh!".

So heftig wie wir uns verlieren.
Wir sollten uns doch glücklich machen.
Sprechen ist wie balancieren
und nirgends scheint ein Schritt zu passen.
Was ist dein Gedanke,
wenn du vielsagend ins Weite schaust?
Hörst du, wenn ich lache eigentlich keine Verzweiflung raus?
Du läufst in letzter Zeit im Kreis
und ich komm dir entgegen,
doch du änderst deine Richtung
kurz bevor wir uns begegnen.
Ist es nicht zu schade,
dass wir beide auf der Strecke bleiben?
Hörst du mich vorm Schlafen
denn nicht leise in die Decke weinen?
Liebe ist doch eine Lüge,
wenn sich beide schwer tun.
Vieles, was ich für dich fühle,
doch am meisten Schwermut.