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Aufgewachsen auf dem Lande - Hannes Wader
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Aufgewachsen auf dem Lande Hannes Wader

Aufgewachsen auf dem Lande - Hannes Wader
Aufgewachsen auf dem Lande, in einem kleinen Ort –
Ich glaube, ich war zu lange nicht mehr dort!
Denn zwischen Kartoffeln und Blumenkohl
Fühl' ich mich Heute nicht mehr wohl!

Auf diesem Waldweg parkten damals oft Autos in der Dämmerung
Wenn ein Pärchen drinsaß, dann standen die Jungs aus dem Dorfe schon auf dem Sprung
Mal schielten sie durchs Fenster, mal wuchteten sie halbe Bäume auf das Verdeck
Wälzten Steine vor die Räder und verstopften noch schnell den Auspuff mit Dreck
Nie wurde einer von den Flegeln, die je dabei gewesen sind
Von den Wageninsassen bemerkt – es stimmt, wenn man sagt, die Liebe macht blind!

Auf diesem Waldweg begegnete mir, sehr alt geworden, mit Runzeln im Gesicht
Gemeindeschwester Martha, sie erkannte mich nicht
"Guten Tag, Schwester Martha, sie tragen so schwer
An Ihrem Korb da, geben Sie ihn mal her!"
Vielleicht traf ich damit nicht den richtigen Ton –
Ich streckte nur die Hand aus, da schrie sie schon
Und den Korb fest an die Brust gepresst
Schoss sie im Zickzack durch das Geäst!
Man sah sie, so hörte ich später sprechen
Im Morgengrauen aus dem Dickicht brechen
Die Röcke gerafft, von Dornen zerstochen
Mit Tau in den Haaren, doch ungebrochen!

Aufgewachsen auf dem Lande, in einem kleinen Ort –
Ich glaube, ich war zu lange nicht mehr dort!
Denn zwischen Kartoffeln und Blumenkohl
Fühl' ich mich Heute nicht mehr wohl!
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